Was ich hier so treibe…

8 08 2012

Man kann wohl nicht gerade behaupten, dass ich zur Zeit ein fleißiger Schreiberling bin… Aber so viel mache ich auch nicht mehr… Nach über zehn Monaten bin ich müde vom Herumreisen und bleibe jetzt relativ lange am gleichen Ort, genieße es einfach da zu sein, genieße das Wetter, die Atmosphäre, die Menschen (wenn denn welche da sind, haha), einfach die Normalität. Meine Reise nähert sich dem Ende, was auf der einen Seite traurig ist, aber gleichzeitig freue ich mich ohne, ohne Ende auf mein Studium. Und ich merke eben, dass ich müde bin, dass ich keine Lust habe, die siebte thailändische Insel zu erkunden oder den 180.000sten Tempel zu besichtigen. Was nicht heißt, dass ich es nicht trotzdem genieße.

So langsam bereite ich mich auch wieder auf meine Rückkehr in die normale Welt, die nicht-Reise-Welt vor, einerseits durch die Erledigung von organisatorischem Kram, andererseits aber auch, indem ich mich wieder in das Weltgeschehen einlese. Neun Monate lang habe ich kaum mitbekommen, was in der Welt vor sich gegangen ist und so langsam wird es Zeit, wieder aus dieser Blase auszutreten und mich zurück in die Realität zu begeben.

Zehn Tage bleiben mir noch in Thailand, in Südostasien und ich weiß schon jetzt, dass ich es vermissen werde. Ich werde die Atmosphäre vermissen,  in der alles so einfach und unkompliziert scheint, die Art, wie die Menschen respektvoll, freundlich und herzlich miteinander umgehen, das ehrliche und offene Lächeln, das einem jeden Tag so oft begegnet, natürlich die Mango-Shakes und das herrliche und billige Essen. Vom Wetter gar nicht zu reden!

Ich bin froh, dass ich nicht direkt von Südostasien nach Deutschland reise und den harten Aufprall somit ein wenig abfedern kann. Wie die meisten von euch schon wissen, werde ich nämlich noch einen Abstecher nach Ägypten machen, wo ein Freund eine Tauchschule hat und mich zu einem sechstägigen Tauchtrip im Roten Meer eingeladen hat. Natürlich werde ich nicht abreisen, ohne den Pyramiden in Kairo einen Besuch abgestattet zu haben. Es wird schön sein, wieder mehrere Tage mit den gleichen Leuten zu verbringen und meine Reise da abzuschließen, wo sie begonnen hat – im wunderschönen, faszinierenden Nahen Osten.

Aber zehn Tage bleiben bis dahin noch, Tage, die ich nutze, um mir noch ein bisschen Taucherfahrung anzueignen, bevor ich mich in Ägypten mit den Haien ins Wasser wage (ja, mit echten, großen Haien). Seit zehn Tagen bin ich auf Ko Lanta, einer ziemlich großen Insel, die ich hier schon einmal erwähnt habe, als ich auf der Durchreise zu der Trauminsel Ko Hai war. Als ich das letzte Mal hier war, war allerdings Hochsaison. Jetzt ist absolute low season, fast alle Anlagen und Restaurants sind geschlossen und man begegnet nicht sehr oft anderen Reisenden. Die ersten Tage war das sehr seltsam, aber mittlerweile genieße ich es sehr. Die Strände sind einsam und verlassen…

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…und ich bin meist die einzige Person weit und breit, wenn ich gedankenverloren durch die Brandung schlendere.

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Es ist eine schöne, ruhige Atmosphäre. Das Ausmaß der Ruhe auf Ko Lanta während der low season erklärt sich vor allem durch das Wetter: Es regnet zwar noch nicht mal viel, aber am Strand ist es ziemlich windig, so dass das Meer für thailändische Verhältnisse recht rau ist. Hinzu kommt der Westwind, der den ganzen Müll, der im Meer treibt, an die Strände spült. Insofern ist es ratsam, seinen Blick auf das Meer gerichtet zu lassen, wenn man nicht gerade auf vermüllte Strände steht. Aber es ist tagesabhängig. Wie ihr oben gesehen habt, kriegt man auch Fotos ohne Müll hin (der war nämlich weiter links Zwinkerndes Smiley).

Morgen fahre ich nach Krabi hoch, um dort zwei weitere Tage tauchen zu gehen. Krabi liegt viel geschützter als Ko Lanta und so kann die Tauchschule fast jeden Tag rausfahren, während ich hier erst einmal eine Woche warten musste, bis sich die Wellen beruhigten.

Bevor ich hergekommen bin, war ich lange – bestimmt drei Wochen – in Chiang Mai, der im Norden liegenden zweitgrößten Stadt des Landes und habe es dort vor allem genossen, mich mit so vielen anderen Backpackern zu umgeben. Ich habe super Leute kennengelernt und einfach das Zusammensein genossen, das Kennenlernen von so vielen verschiedenen Menschen, die Unterhaltungen und Diskussionen.

Außerdem habe ich Khemy kennengelernt, eine soooo liebe Thailänderin, mit der ich mich in Chiang Mai fast täglich getroffen habe. Ich werde nicht verschweigen, dass es mir in Chiang Mai eine Zeit lang nicht so gut ging und sie war mein Engelchen, hat mich jeden Tag aus der Versenkung geholt, wir sind zusammen in ihren Lieblingsrestaurants essen gegangen, was mir die thailändische Kultur noch einmal aus einem anderen Winkel gezeigt hat, sind raus gegangen und haben Pool gespielt, sind über den Wochenendmarkt geschlendert und sie hat mir ihre Freunde vorgestellt. Es war schön mit ihr so richtig mit den Thailändern in Kontakt zu kommen, was normalerweise recht schwierig ist, weil sie zwar alles super nett sind, aber eine richtige Annährung trotzdem so gut wie nie stattfindet.

Khemy ist eine sehr außergewöhnliche Thailänderin, die viel umarmt, viel berührt, viel die Hand nimmt, viel sagt, dass sie einen lieb hat und vermisst. Das ist in Thailand selbst innerhalb von Familien nicht üblich. Man sagt sich nicht, dass man sich liebt und hat sehr wenig Körperkontakt. Eine von Khemys Freundinnen hat seit fünf Jahren einen deutschen Freund, bei dem sie immer mal wieder zwei, drei Monate verbringt und ist fasziniert von dem Familienleben dort, in dem man seiner Zuneigung Ausdruck verleiht. Ich war etwas verwundert das zu hören, denn verglichen mit den Chilenen erscheinen mir die Deutschen oft recht unterkühlt, auch und vielleicht sogar vor allem in ihren familiären Beziehungen. Aber es hängt halt davon ab, womit man es vergleicht.

Mit Khemy bin ich auch jetzt noch täglich in Kontakt. Es ist schön und tut gut eine Freundin hier zu haben, die ich einfach von unterwegs anrufen kann, um ein bisschen zu quatschen. Es ist genauso schön, mit meinen Freundinnen in Deutschland zu emailen und zu skypen. Es sind sehr intensive Gespräche und Mails, in denen man sich in der Kürze der Zeit auf den neusten Stand bringt. Aber nach so vielen Monaten des Alleinseins, in denen man selten länger als zwei Tage mit den gleichen Leuten zusammen ist, weil eben jeder auf Reisen ist, ist es schön, wieder mit einer Person den alltäglichen Kram zu teilen und dazu ohne Zeitdruck, ohne Zeitverschiebung.

Kennengelernt habe ich Khemy übrigens im Elephant Nature Park, aber dazu gibt es einen extra Artikel.



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2 Antworten zu “Was ich hier so treibe…”

  • Skraal sagt:

    Hey Bella,
    schön wieder mal von Dir zu lesen.
    Klingt, als hättest Du eine schwierige Zeit hinter Dir. Ich hoffe, Du genießt den Rest der Reise noch und hast eine schöne Zeit.
    Ägypten wird sicherlich toll, das Tauchen dort ist super (hab dort meinen OWD gemacht) und die Pyramiden ziemlich geil!
    Aber Uzbekistan ist dann wohl aufgeschoben, oder?! 😉
    Viele Grüße
    Skraal

  • Bella sagt:

    Hey Skraal,
    ich wusste gar nicht, dass du hier mitliest, freut mich aber sehr 🙂
    Ja, Uzbekistan ist aufgeschoben – aber natürlich nicht aufgehoben, genau so wie Bangladesh!
    Liebe Grüße,
    Bella

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