Laos: Wasserfallland

27 05 2012

Wer Wasserfälle mag, kommt in Laos voll auf seine Kosten. Außer den zweien, von denen ich schon vor einiger Zeit berichtet habe, habe ich noch einige weitere besucht. Erstaunlich fand ich, dass fast alle sich unterschieden! Hier in aller Kürze die Highlights:

Bolaven-Plateau im Süden, Wasserfall 1, 200m hoch:

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Ich vor Wasserfall 2:

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Wasserfall 3:

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Nong Kiao im Norden: Das Coole war hier, dass wir nicht am Rande des Wasserfalls hochgekraxelt sind, sondern IM Wasserfall! Wie der Name der Tour “100 Waterfalls” schon erahnen lässt, war es nicht ein riesiger Wasserfall, den wir erklommen haben, sondern zahllose kleinere.

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Und unter diesem hier hab ich geduscht Smiley:

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Luang Prabang, ebenfalls im Norden:

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Ich wiederhole mich ja ungern, aber: Laos ist einfach soooooooooooo schön!!!!!



UXO – Erbe des Krieges

27 05 2012

Auf Laos fielen während des Krieges mehr Bomben als im zweiten Weltkrieg auf Deutschland abgeworfen wurden. Zwei Millionen Tonnen waren es insgesamt, darunter unvorstellbare 240 Millionen Streubomben. Als UXO (unexploded Ordnance – nicht explodierte Munition) werden die geschätzten dreißig Prozent der Bomben, Granaten, Minen usw. bezeichnet, die nicht explodiert sind. Sie schlummern weiter im Erdreich und kosten Menschen jährlich das Leben, verletzen und verstümmeln sie.

Den größten Anteil der UXO stellen die Streubomben dar: Bei etwa 240 Millionen abgeworfenen Bomben geht man davon aus, dass sich heute noch 80 Millionen im Erdreich befinden. Streubomben gibt es in vielen unterschiedlichen Ausführungen. Grob gesagt befindet sich die Streumunition (in Laos “Bombies” genannt) in großen Behältern, die meist per Flugzeug über dem Land abgeworfen werden, aber auch durch Raketen abgeschossen werden können. Die Behälter öffnen sich in der Luft und lassen einen Bombenregen auf die Erde fallen. Je nach Bombenart sind 3 bis 4800 Bombies enthalten. Die Streubomben, die in Laos am häufigsten eingesetzt wurden, enthielten 680 tennisballgroße Bombies, die wiederum mit 300 kleinen Metallstücken und natürlich explosivem Pulver befüllt waren.

So sieht das Ungeheuer aus (was darauf liegt ist eine kleine Bombe):

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In diesem kurzen Video sieht man bei Minute 0.50 eindrucksvoll, wie sich ein solcher Behälter in der Luft öffnet: www.youtube.com/watch?v=yPaBznLzhqg

Neben den Streubomben wurden eine Vielzahl großer und kleiner Bomben abgeworfen sowie Minen ausgelegt. Diese sind auch heute noch sehr präsent, zum einen durch die von ihnen ausgehende Gefahr, wenn sie noch im Boden liegen, zum anderen durch ihre Ausstellung in Infozentren, Hostels, Restaurants usw.

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Die Städte sind wohl weitgehend von UXOs befreit, doch für die Landbevölkerung ist das Risiko oft sehr hoch. Viele der UXOs explodieren zum Beispiel bei der Bewirtschaftung der Reisfelder: Auch wenn eine Familie weiß, dass in ihrem Reisfeld möglicherweise UXOs liegen, können sie es sich finanziell nicht leisten, das Land nicht zu bewirtschaften und setzen sich dem Risiko aus, mit der Hacke, dem Pflug oder womöglich lediglich dem Fuß eine Explosion auszulösen. Viele haben so Gliedmaßen verloren, sind erblindet, haben sich Verbrennungen und andere Verletzungen zugezogen oder sind gestorben.

Häufig explodieren die UXOs auch bei der Müllverbrennung. Da es auf dem Land keine Müllabfuhr gibt, verbrennen die Menschen ihren Müll. Dadurch heizt sich der Boden auf, was UXOs zur Explosion bringen kann. Ähnlich verhält es sich mit Feuerstellen, die zum Kochen verwendet werden.

Eine Risikogruppe sind Kinder, die UXOs aus Neugier aufheben oder mit den oft gelb angemalten Bällen spielen wollen. Seit einigen Jahren lernen die Kinder nun in der Schule über die UXOs und entwickeln ein Bewusstsein für die von ihnen ausgehenden Gefahren.

Auch die Armut ist ein Problem: In Ermangelung eines anderen Einkommens sammeln Menschen den Bombenschrott und verkaufen ihn z.B. an die lokale Gießerei, die das Metall einschmelzt und daraus etwa Materialien zum Hausbau herstellt. Für ein Kilo Metallschrott erhalten die Sammler 20 Cent oder manchmal mehr. Das Risiko, dem sie sich aussetzen, ist aber natürlich extrem hoch und so kommt es häufig zu Unfällen.

Während Armut die Explosion von UXOs fördert, fördern UXOs auch die Armut. So trauen sich die Menschen aus Angst vor den UXOs z.B. nicht, neue Felder zu bewirtschaften. In einem Land, in dem 70% der Bevölkerung auf dem Land lebt und die meisten Subsistenzwirtschaft betreiben, bedeutet das letztendlich Stagnation.

Für die Landbevölkerung sind aber nicht allein die UXOs das Problem, sondern auch die mangelnde medizinische Versorgung. So befindet sich das nächste Krankenhaus oft viele Stunden entfernt, so dass Opfer einer Explosion oft lange ohne medizinische Hilfe bleiben und unter Umständen auf dem Transport zum Krankenhaus ihren Verletzungen erliegen.

Obwohl es mehrere Organisationen gibt, die sich der Beseitigung der UXOs widmen, wird das Problem wohl nicht in absehbarer Zeit gelöst werden. Es wird geschätzt, dass Laos erst in hundert Jahren weitgehend UXO-frei sein wird.

Neben der Räumung von UXOs kümmern sich einige der Organisationen um die Opfer, indem sie zum Beispiel die medizinische Behandlung finanzieren oder ihnen Arbeitsmöglichkeiten geben (zum Beispiel verkaufen sie die Produkte von UXO-Opfern). Hinzu kommt noch die extrem wichtige Aufklärungsarbeit.

Sehr interessant fand ich wie bei der Räumung von UXOs vorgegangen wird: Es gibt drei Teams: eins, das die UXOs ausfindig macht, eins, das sie räumt und ein drittes, das dokumentiert. Aufgespürt werden die UXOs mit Metalldetektoren, je nachdem werden kleine eingesetzt, die bis zu 25cm tief liegendes Metall aufspüren (so tief reichen die Pflüge, die bei der Bestellung der Felder eingesetzt werden) oder große, die eine Reichweite von 2m haben. Schlägt der Detektor an, muss es sich natürlich nicht notwendigerweise um UXOs handeln. Es liegt auch viel Kriegsschrott im Boden, der nicht explodieren kann. Mit viel Feingefühl werden die Metallfunde dann mit einer Art kleinen Schaufel freigelegt. Anschließend werden die UXOs je nachdem vor Ort kontrolliert zur Explosion gebracht oder an einen Ort gebracht, an dem dies geschieht.

Interessant ist auch, dass viele Frauen in diesem Job tätig sind. Nach anfänglicher Skepsis vieler Laoten, ob Frauen einem solchen Job gewachsen sind, genießen sie mittlerweile hohen Respekt in ihren Dörfern, da sie durch ihre Arbeit zur Sicherheit aller beitragen.

Die Räumung der UXOs sowie die Versorgung der Opfer ist, wie man sich denken kann, sehr kostenintensiv. Die EU, Australien und mehrere andere Länder stellen Mittel zur Verfügung. Auch die USA gibt Finanzhilfen. Aber auch wenn der Betrag, den die USA leisten, sich recht hoch anhört, ist es doch nur so viel, wie sie ein einziger Tag des Geheimen Krieges in Laos gekostet hat.