Ko Hai – Warum die Welt wirklich ein Dorf und auch das Paradies nicht perfekt ist
25 02 2012Es gibt so einiges zu berichten! Ich bin mittlerweile auf Ko Hai eingetroffen, einer Insel, die mir allerwärmstes von jemandem in Ko Chang empfohlen wurde. Eigentlich hatte ich ja vor, mich wieder Richtung Bangkok zu bewegen, aber als ich die Fotos gesehen habe, war ich schlagartig überzeugt und beschloss, noch weiter Richtung Süden zu reisen Ihr werdet gleich sehen warum!!
Ich bin also über Krabi und Ko Lanta (Ko heißt übrigens Insel, das heißt, immer wenn ich von “Ko” spreche, wisst ihr, dass ich über eine Insel rede), wo ich jeweils eine Nacht verbracht habe und ein paar Stunden zum Sightseeing hatte, hier nach Ko Hai gekommen. Die Gegend um Krabi und Ko Lanta (und wahrscheinlich auch noch weiträumiger) ist muslimisch geprägt – erkennbar an den Moscheen und zahlreichen Kopftuch tragenden Frauen – was natürlich mein Herzchen zum hüpfen brachte. Und wie schön war es wieder den Muezzin singen zu hören! Ich war ganz glücklich Die Moscheen, wie zum Beispiel diese in Ko Lanta, haben mich durch ihre Schlichtheit gerührt (war leider etwas schwierig zu fotografieren):
Es wäre bestimmt sehr interessant mehr über die Muslime hier zu erfahren, denn dadurch, dass sie Thailänder sind (ich nehme an viele stammen auch aus Malaysia) würde man im Vergleich mit den Muslimen im Nahen Osten vielleicht ausmachen können, welche Verhaltensweisen, Bräuche usw. auf Kultur und welche auf Religion zurück zu führen sind. Fände ich wirklich sehr spannend!!
In Ko Lanta wurde ich morgens abgeholt, um zur Fähre nach Ko Hai zu kommen. Als ich zum Pick-Up kam, grüßte ich das Pärchen, das offensichtlich vor mir abgeholt worden war und dann dachte ich, ich spinne: Mit dem Mädel hab ich doch meine Ausbildung gemacht!!!!! Und sie war’s tatsächlich! Wie krass ist das denn?! Ich konnte es überhaupt nicht glauben! Und dann fuhren sie auch noch auf die gleiche Insel wie ich und zu allem Überfluss reisen wir am gleichen Tag wieder ab. Und jetzt sind wir auch noch in der gleichen Unterkunft! Ist das nicht total abgedreht?! Ich hatte letztens noch gedacht was es für ein Zufall wäre, hier jemanden aus Deutschland zu treffen, aber ich hatte nicht ernsthaft damit gerechnet. Dieses Mädel wohnt in Köln, wo ich bekanntermaßen über drei Jahre lang hin gependelt bin und trotzdem hab ich sie nie gesehen. Jetzt komme ich nach Thailand und treffe sie hier. Verrückte Welt! So, jetzt hab ich glaub ich meinem Erstaunen genug Ausdruck verliehen
Die Fähre, mit der wir nach Ko Hai rüber geschippert sind, hat coolerweise noch so was wie einen kleinen Touri-Stop an einer Insel gemacht, an dessen Mangroven-Küste (keine Ahnung, ob man das so sagt, aber ich glaube, es sind Mangroven und ganz offensichtlich handelt es sich um eine Küste) schon die Affen auf uns warteten. Sie hüpften aufs Boot (Kamera festhalten war angesagt, denn die klauen wohl) und nach ein paar Minuten hüpften sie wieder runter. Hier eine Affen-Mama mit ihrem Baby – super!! Hihi, was das Kleine für Riesenöhrchen hat!
Was ich total krass fand war, wie die Affen schwimmen und vor allem tauchen können! Die Fähre fuhr einfach wieder weg, während sich die Affen noch an Bord befanden und nach und nach sprangen sie aus einigen Metern Höhe ins Wasser und schwammen schwupp die wupp an Land. Und einer sprang ins Wasser und war dann länger nicht zu sehen, bis er in Küstennähe wieder auftauchte. Er ist also getaucht. Und das heißt doch, dass er vorher genug Luft geholt haben muss. Kann er wirklich so weit denken oder holen die immer so tief Luft, dass es locker für eine halbe Minute tauchen reicht? Schon wieder so was, wovon ich keine Ahnung hab!
Von der Fähre aus – schööön:
Auf Ko Hai (auch Ko Ngai genannt) angekommen, erwarten den Besucher – bis auf die Preise – paradiesische Zustände und jetzt werdet ihr bestimmt verstehen, warum ich mich dafür entschieden habe, noch tiefer in den Süden vorzudringen, bevor ich wieder nach Bangkok düse :
Haaaaaaaaammer!!!!!
Die Farbe des Wassers ist die unglaublichste und wunderschönste, die ich je gesehen hab, einfach toll! Das Wasser ist so unglaublich klar, dass man selbst, wenn man bis zu den Schultern drin steht, noch ganz klar jedes Steinchen auf dem Grund erkennen kann. Einfach toll!
Bevor ich euch mit weitern Bildern neidisch mache, will ich euch aber noch von der ganzen Realität berichten… Ko Hai zählt wohl zu den teuersten Inseln Thailands (was ich allerdings erst nach meiner Ankunft hier erfahren hab) und so war ich froh, als ich per Reiseführer einen Bungalow für 21€ ausfindig machte – also zum dreifachen Preis des Bungalows in Ko Chang. Und leider nicht annährend so gut, wie ich feststellte, als ich ankam. Duster, warm und ziemlich feucht. Ideale Kakerlaken-Bedingungen. Aber naja, dachte ich, wird schon nicht so schlimm werden. In Ko Chang war’s ja schließlich auch nicht so schlimm wie erwartet. Ich Optimist!! Nach einem tollen und mega leckeren Abendessen am Strand mit einem Pärchen, das ich kennengelernt habe, kam ich zurück in meinen Bungalow. Die Fliegenklatsche schon schlagbereit in der Hand knipste ich das Licht an und – Bingo! – eine Kakerlake. Aber nicht so groß. Drauf gehauen. Oh, noch eine. Oh, noch eine! Und noch eine! Ui, die ist groß! Patsch, patsch, patsch – tot. Naja, halb. Egal. Hauptsache bewegungsunfähig! Hm, bestimmt ist im Bad auch eine. Jawohl. Und da ist ja noch eine im Zimmer! Mist, unter’s Bett verschwunden! AAAARGH!!! Erwartungsgemäß ließ sie sich auch nicht mehr darunter hervor locken. Angesichts dieses Kakerlaken-Schocks musste ich mir erst mal Luft machen (verbal meine ich). Gut, dass ich meinen Nachbarn, mit dem ich mich tagsüber unterhalten hatte, gerade noch auf der Terrasse gesehen hatte! Ich also raus und so plauschten wir noch 1,5 Stunden oder so, während ich versuchte genug mentale Kraft zu sammeln, um mich in der Kakerlaken-Bude bettfertig zu machen. Um 1 Uhr war ich so weit und putzte mir mit der Fliegenklatsche bewaffnet die Zähne. So schnell es ging packte ich mich unter mein Moskito-Netz, aber der Gedanke daran, dass die Viecher nachtaktiv sind, also die Dunkelheit mögen und irgendein kratzendes Geräusch (Mäuse oder Ratten oder was) ließen mir keine Ruhe und nach ein paar Minuten entschied ich mich dafür, mit Licht an zu schlafen (ja, hier gibt’s die ganze Nacht Strom!) Und dann muss ich sagen hätte ich gerne ein Foto von mir gehabt: Um nämlich nicht durch das Licht in meinem Schönheitsschlaf gestört zu werden, zog ich mir kurzerhand meine rosa Schlafanzugs-Shorts über den Kopf und mit dem Gummizug über den Augen und den “Beinen” auf den Haaren habe ich wider Erwarten hervorragend geschlafen, nachdem ich mich damit getröstet hatte, dass ich ja morgen die Unterkunft wechseln kann. Kurz vor’m Einschlafen dachte ich noch darüber nach, woran es liegt, dass ich mich manchmal mit Kakerlaken arrangieren kann und manchmal nicht. Und dann kam die Erleuchtung: Wenn ich den Eindruck habe, das Viech hat sich zu mir verirrt, kann ich sie mittlerweile einigermaßen ertragen. Wenn ich aber feststelle, dass sie nicht lediglich Besucher, sondern Mitbewohner sind, dann geht gar nix mehr!! Und das war eben hier der Fall.
Heute erwachte ich etwas optimistischer und dachte, dass ich vielleicht doch noch eine weitere Nacht, die ich ja bereits gezahlt hatte, in dieser Absteige aushalten würde. Aber als ich mein kleines Täschchen, das unter anderem meine Zahnbürste beherbergt, von einem Stuhl anhob und sich darunter noch eine Kakerlake befand, hatte ich die Schnauze voll: Raus hier! Koste es was es wolle! Und gekostet hat es ganz schön, aber jetzt bin ich in voll dem geilen Luxus-Resort und bin soooooooooooo happy!!!!!!! Ich genieße jede Sekunde in dieser Unterkunft, jeden Zentimeter (noch verstärkt durch die letzten vier Wochen im spartanischen Ko Chang), ich genieße die hohen Zimmerdecken, die Bewegungsfreiheit im Bungalow, das große und bequeme Bett mit seinen vier großen Kissen, das große Mückennetz, das geräumige und saubere Badezimmer und all die kleinen Details: Ich kann gar nicht genug bekommen vom Duft der bereit gestellten Seife, des Shampoos und der Haarspülung und inhaliere wieder und wieder den Waschmittelgeruch der Handtücher und der Bettwäsche, ich wickle mich in die zur Verfügung gestellten Strandtücher und packe die bereitstehende die Strandtasche (!) (ein Regenschirm mit UV-Schutz liegt ebenfalls bereit) – aber vor allem genieße ich die weitgehende Insektenfreiheit. Ein paar kleine Mücken gibt’s, aber man kann ein Schild an seine Tür hängen und dann kommt Abends jemand und besprüht während deiner Abwesenheit den Raum mit Moskito-Killer. Jetzt weiß ich auch, wofür man hier so viel zahlt
Es ist toll hier und weil es mich so glücklich macht, so eine schöne und behagliche Herberge zu haben und weil ich mich an der Farbe des Wassers einfach nicht satt sehen kann, weil ich meine Füße einfach nicht tief genug in den Sand stecken kann und nicht genug von frisch gepressten Wassermelonen-Säften bekomme, bleibe ich jetzt noch eine Nacht länger. So geht das nämlich, wenn man sich selbst glücklich machen will
Was richtig krass hier ist, ist die Sonne: eigentlich dachte ich ja, ich und meine Haut wären nach vier Wochen Inselleben ganz gut gewappnet und ich könnte die Stärke der Sonne ganz gut einschätzen. Aber obwohl wir hier nur etwas weiter südlich sind, ist es eine himmelweiter Unterschied!! “Ich hab Hitzepickel”, sagt mir gestern ein Mädel, das ich kennengelernt habe, “wenn ich sie berühre, gehen sie auf und es kommt Flüssigkeit raus”. Fand ich etwas komisch. Und heute, als ich so was dann auch an mir entdeckte, stellte ich fest: Das sind keine Hitzepickel, für mich sind das Brandblasen!!!!! (ohne wirklichen Sonnenbrand wohlgemerkt). Total krass, echt. Tut mir leid, liebe Haut. Ab jetzt passe ich wieder besser auf dich auf.
Abgesehen vom abendlichen Kakerlaken-Showdown war gestern ein toller Tag: Ich habe das bereits erwähnte Pärchen kennen gelernt und irgendwie ergab es sich, dass wir am Strand lang liefen und den Ort ansteuerten, den mir ein Mädel auf dem Boot empfohlen hatte: einen Pool, der hoch über der Küste liegt und von dem man eine tolle Aussicht auf das Meer und die in ihm liegenden Felsen hat. Und so standen/schwammen wir dann im Pool, mit einem Glas frisch gepresstem Wassermelonensaft in der Hand und einer spektakulären Aussicht. Hammer!!!!
Auf dem Rückweg bot sich uns dann der Anblick, den man wohl in keinem Reisekatalog findet (mal abgesehen davon, dass diese Insel angeblich eh in keinem Katalog auftaucht): “Bei Ebbe kann man hier nicht schwimmen” stand im Reiseführer. Hä? Warum nicht? Hat mir ja gar nicht eingeleuchtet. Aber jetzt bin ich klüger:
Hinter diesen ganzen Steinen und Felsstücken ist das Wasser unglaublich flach und wenn man dort hin wandert, sieht man (leider größtenteils abgestorbene) Korallenriffe, auf denen und um die zu hunderten die Seeigel sitzen! Das sieht so wahnsinnig super aus! Aber klar, schwimmen kann man halt nicht. Jetzt weiß ich auch warum
Wir haben auch riesige Schwärme kleiner Fische gesehen, die witzigerweise nicht um die Riffe rum schwimmen, sondern über sie hinweg springen! Und so platscht es und silberne Streifen fliegen durch die Luft wie Mini-Delphine und es ist einfach nur schön. Und dann haben wir auch noch einen Mini-Rochen gesehen! Er war wirklich klein, inklusive Stachel vielleicht so 20cm lang aber es war toll! Und er war sooooooooooooo langsam, das war wirklich erstaunlich. Er wurde auch nicht schneller, als ich ihn durch’s Wasser verfolgte, was wohl zeigt, dass er keine Feinde gewohnt ist. Manche haben’s halt einfach nicht nötig zu fliehen
Apropos Tiere: Schon auf Ko Chang habe ich einmal Hornvögel gesehen, die zumindest aus meiner Laien-Sicht bis auf ihr Horn den Tukanen sehr ähneln. Hier gibt es weit mehr davon und man sieht sie recht häufig. Da ich aber bisher keine Kamera dabei hatte, wenn ich welche gesichtet habe, klaue ich jetzt ein Bild aus dem Internet, damit ihr seht, was die Natur hier noch so zu bieten hat:
Es ist wirklich richtig, richtig schön hier. Ein kleiner Wehrmutstropfen, den ich nur deshalb erwähne, weil ich ein realistisches Bild geben will und keinen geschönten Katalog-Bericht abliefern will, sind die zu tausenden auftretenden, etwa 1cm Durchmesser kleinen Quallen, die das Baden teils unmöglich machen. Gestern waren sie nicht da, heute schon. Da muss man dann ein paar Stündchen warten und irgendwann ziehen sie sich dann recht plötzlich zurück.
Aber es ist einfach toll hier. Wirklich. So richtig! An dieser Stelle tausend Dank an den Tippgeber!!! (Ich wandle übrigens auf deinen Spuren und bin im Coco Cottage )
Und hier noch ein paar Fotos:
Frisch von der Fähre (erkennbar am Zuordnungs-Aufkleber):
Kokosnüsse auf dem Boot!
Krass ist auch, wie die Farbe von Türkis plötzlich schlagartig in ein tiefes Blau wechselt, so als hätte jemand eine Linie mit dem Lineal gezogen:
Sassi, den Bräune-Wettbewerb gewinne ich dieses Mal! Obwohl ich einräume, dass unsere Ausgangsbedingungen vielleicht dieses Mal etwas ungleich sind
Die Hütte, die mich glücklich macht:
Glückliche Reisende im Paradies:
PS: Tut mir leid, wenn das Kakerlaken-Thema zu viel Raum eingenommen hat. Es war halt sehr eindrucksvoll und ohne die Mistviecher wär ich ja nicht in dieser Supi-Hütte gelandet, in der ich jetzt bin!
PPS: Tut mir auch leid, wenn ich euch ein bisschen neidisch gemacht habe! Aber damit der Neid nicht zu sehr nagt, hab ich ja die Quallen-Info eingefügt
PPPS (ist auch das letzte ): Ich hatte übrigens noch Glück mit meiner Kakerlaken-Bude. Ein paar Bungalows weiter gab’s als Bonus noch Bettwanzen. Urks.
Kategorien : Thailand
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