Kashan: Ich nähere mich dem konservativen Zentrum…

4 12 2011

Kaum war ich aus Tabriz zurück, bin ich auch schon weiter gefahren, nämlich nach Kashan. Zur Orientierung: Die Freundin, bei der ich bin, hat drei Schwestern und einen Bruder. Eine der Schwestern ist verheiratet und hat ein 4-jähriges Mädchen, das ich am liebsten mit nach Hause nehmen würde!! Herz

Wie auch immer: Der Mann dieser Schwester arbeitet in Kashan, ca. 3 Stunden von Karaj/Tehran entfernt und hat dort eine große Wohnung, so dass ich letzte Woche mit den drei Schwestern, Kind und Mann für ein paar Tage nach Kashan gefahren bin. Die Stadt ist nicht groß, aber bekannt für ihre prachtvollen alten Wohnhäuser und Gärten, die restauriert wurden und jetzt zur Besichtigung freigegeben sind. Und was sofort auffällt: Kashan ist total konservativ!!!!! Tschador, Tschador, Tschador, überall!

Kleiner Exkurs, weil letztens jemand nach dem Tschador gefragt hatte: Der Tschador ist ein großes Tuch (etwa 2×1,50m), das (ohne es abwertend zu meinen) einem Bettlaken ähnelt, d.h. es hat keine Ärmel und nix. Das wickelt man sich dann um und muss es irgendwie festhalten, damit es einem nicht runterrutscht oder sich der Tschador nicht vorne öffnet. Der Tschador wird zusätzlich zum Kopftuch getragen und sitzt etwa auf der Kopfmitte. Darunter wird außerdem Kleidung getragen, weil er vorne nicht geschlossen werden kann.

Nach der islamischen Revolution 1979 wurde die Verschleierung mit dem Tschador zur Pflicht. Erst unter Khatami, der vor Ahmadinedschad iranischer Präsident war und als recht liberal gilt, wurde die Kleiderordnung aufgeweicht und die Mädels fingen an, kürzere Mäntel, die sogenannten Mantos zu tragen, die man heute vor allem in den großen Städten überall sieht. Die religiösen Frauen tragen aber auch weiterhin den Tschador und zwar vorzugsweise in der Farbe Schwarz. Geht man in eine Moschee oder gar in ein Heiligtum, muss man so gut wie immer einen Tschador tragen (wie gesagt zusätzlich zum Kopftuch, was ganz schön schwierig ist, weil die Last des Tschador das Kopftuch runterzieht). Diese kann man meist ausleihen, oft kostenlos, manchmal gegen eine geringe Gebühr. Im Verleih kriegt man oft geblümte Tschador, was man auf der Straße nie sieht. Keine Ahnung, was es damit auf sich hat.

Also: Aus der Tatsache, dass Kashan “chadorian” ist, kann man ableiten, dass die Stadt sehr konservativ ist. Das hier ist wohl ein Foto, das das Bild, das die meisten Deutschen vom Iran haben, widerspiegelt:

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Ebenso das hier von einem süßen Eselchen auf einem Parkplatz hinter dem Bazar:

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Sonst gibt es über Kashan eigentlich nicht viel zu erzählen, daher hier einfach ein paar Bilder der alten Wohnhäuser:

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Wunderschöne und wie fast überall im Iran sehr detaillierte Deckenbemalung:

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Ach ja, die Mädels haben endlich einen Ehemann für mich gefunden! Natürlich habe ich mich sofort verliebt und ihr seid alle zur Hochzeit eingeladen!

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Wir werden hier wohnen Smiley mit geöffnetem Mund

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Dieses Haus war einfach riesig!! Ich glaube es hatte drei oder vier solcher Höfe mit unzähligen Zimmern und Terrassen drum herum – wow!! Unglaublich, dass da echt mal Leute gewohnt haben… Das arme Personal, das den ganzen Tag die Treppen rauf und runter und hin und her laufen musste!

Die Außenwände sind voller feiner Steinmetz-Arbeiten wie diese hier. Die unterschiedlichen Brauntöne, die man auf dem oberen Bild an den Wänden sieht, entstehen also nicht durch Bemalung, sondern durch diese Arbeiten.

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Auch von innen lassen die Räume keine Wünsche offen: Kunstvoll gestaltete Fenster und mal wieder meine geliebte und jedes Mal aufs Neue bewunderte Spiegelarchitektur:

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Hab die Fenster mal rangezoomt, damit ihr sehen könnt, das jedes Glasstückchen einzeln eingelegt ist – unglaublich! Ich bin mir nicht sicher, ob das “Rahmenmaterial” Stein oder Holz ist, aber ich glaube, in diesem Fall ist es Stein:

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Das Spiegelzimmer dies Mal mit etwas bläulichen Spiegeln – schöööön!!!

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Neben seinen alten Gebäuden sind Kashan und seine Umgebung bekannt dafür, dass alle möglichen Obst- und Kräuterwasser dort hergestellt werden. Das bekannteste ist wohl das Rosenwasser: Hierzu werden, wenn ich mich richtig erinnere, 30kg Rosenblütenblätter (die muss man erst mal sammeln!!) mit 50 Litern Wasser in großen Kesseln erhitzt und dann… wird das ganze irgendwie destilliert. (Ich war ja noch nie gut in Chemie Zwinkerndes Smiley).

Aber es gibt nicht nur Rosenwasser, sondern gefühlte eine Million anderer Wässerchen: Minzwasser gegen Bauchweh, Ingwerwasser gegen irgendwas anderes, irgendein Wasser, das einen beruhigt, wenn man an die Decke gehen will, Wasser zum Schlafen (ich glaube aus Baldrian), Wasser für’s Herz und noch viiiiiele, viele mehr! Als wir von Kashan nach Hause gefahren sind, sind wir im Geschäft dieses netten Mannes vorbeigeschneit, der uns zudem auch noch die Produktion gezeigt hat (das war nur ein Teil der Wässerchen-Auswahl!):

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Hier wird gerade Rosenwasser aus einem riesigen Kanister in die kleinen Flaschen umgefüllt:

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Diese liebe alte Frau gehörte ebenfalls zum Geschäft (ob es die Mutter des Besitzers war?) und hat mir ein Gedicht aufgesagt – süß!!

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Der Ort, an dem das Geschäft liegt, existiert vermutlich nur aufgrund eines schönen Wasserfalls, der direkt nebenan vom Felsen stützt. Allerdings war das Wetter an dem Tag nicht unbedingt das beste für Fotos, denn es war total nebelig und hat geschneit!! Live sah es super aus, fast mystisch, aber die Fotos sehen doch recht grau aus:

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Aber schön war’s! Und dann ging’s ab nach Qom – eeendlich!! Aber dafür gibt’s einen Extraartikel Smiley



Tuffsteinhöhlen – Kandovan

4 12 2011

Von Tabriz aus sind wir nach Kandovan gefahren, einem Dorf, das für seine Tuffsteinhöhlen bekannt ist. Wie mir erzählt wurde, gibt es nur zwei weitere Orte auf der Welt, in dem es Tuffsteinhöhlen gibt wie dort: einer ist Kapadokien in der Türkei, der andere liegt in den USA (keine Ahnung wo). Laut meiner nicht überprüften Quelle ist aber Kandovan der einzige Ort, in dem tatsächlich noch Menschen in den Höhlen wohnen! Wirklich erstaunlich, aber jetzt erst mal von Anfang an:

Auf dem Weg nach Kandovan kamen wir an einer Stelle vorbei, die erst vor sehr kurzer Zeit entdeckt wurde: Hier haben Menschen vor langer Zeit Höhlen in den weichen Tuffstein-Boden gegraben! Das heißt man sieht nur ein paar Löcher im Boden, aber wenn man hineingeht, findet man eine Höhe mit Zimmern und Feuerstelle, manchmal sogar zweistöckig! (war etwas schwierig zu fotografieren).

 

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Hier überfällt mich gerade ein aggressiver Höhlenmensch:

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Auf dem Foto erkennt man die zwei Etagen! Bitte nicht vergessen: das ist IM Boden!

Danach ging’s dann weiter durch die schöne Landschaft. Schnee ist ja schon schön, solange man im Warmen sitzt!!

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Dann sind wir in Kandovan angekommen, einem kleinen Dörfchen mit Schafen, Eseln und Hühnern. Die 15-jährige Tochter meiner Freundin regt sich immer auf, wenn sie meinen Reiseführer aufschlägt, weil sie findet, dass die auf den Fotos abgebildeten Iranern überhaupt nicht der Realität entsprechen (sie hat recht, die Fotos sind etwas einseitig in dem Sinne, dass sie eben die moderne Bevölkerung überhaupt nicht zeigen). Aber hier in Kandovan sahen sie wirklich so aus wie in meinem Buch!!

Da es soviel gar nicht zu sagen gibt, folgen Fotos:

Kandovan von unten – wir sind natürlich bis ganz nach oben gekraxelt! Ihr wollt nicht wissen, wie unsere Schuhe nachher aussahen, bei dem Matsch!! Smiley mit geöffnetem Mund Diese Kegel da oben sind die Tuffsteine, in denen die Leute wohnen.

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Unser Auto von einer Schafherde umringt:

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Und hoch geht’s:

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Wir durften auch in ein paar Wohnungen reinspinxen – nicht sehr komfortabel (und klein!!) und umso erstaunlicher, dass die Leute hier bleiben, um ihre Tradition zu erhalten.

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Das Baby heißt übrigens Maria, ist aber Muslimin und trägt nicht aus religiösen, sondern aus temperaturtechnischen Gründen ein Kopftuch.

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Immerhin gibt’s Strom, wie man am Fernseher (und der Energiesparlampe!!!!!) im vorigen Bild und an den Kabeln erkennen kann, die mein folgendes schönes Bild verschandeln:

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Was mich übrigens überrascht hat, ist dass hier die meisten Türkisch sprechen anstatt Farsi. Meine Freundin hat die tabrizer Region die “iranische Türkei” genannt, es wird also wohl sehr viel türkisch dort gesprochen.

Der Kopf bin ich! Man beachte die Glasfenster.

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Blick von oben in die eine Richtung:

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Und in die andere:

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Und hier bin ich mit gerade erstandenem Lavatschek (oder so ähnlich). Ich finde, das hört sich sehr russisch an, ist es aber nicht. Es sich um eine dünne, klebrige und saure Fruchtmasse, die mich nicht gerade vom Hocker haut, aber die Iraner mögen sie anscheinend sehr gern, denn sie ist fast überall zu bekommen.

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Die Schöne und die Biester, höhöhö:

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Und ein – wie ich finde – super Bild:

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PS: Stellt ihr euch “Tuffstein” eigentlich auch rosa und mit Rüschen vor? Zwinkerndes Smiley