Inselleben – die totale Entspannung

21 02 2012

Nach den für mein Köpfchen sehr anstrengenden Wochen in Palästina und Israel ist Thailand, insbesondere die kleine Insel Ko Chang im Süden des Landes (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen, aber großen und touristischen Insel in der Nähe Bangkoks) die totale Entspannung. Anstatt mich mit den dem aufmerksamem Leser bekannten Fragen und Problemen sowie meiner Meinungsbildung bezüglich des Nahostkonflikts zu beschäftigen, frage ich mich diese Tage, warum die zwei kleinen Eidechsen, die jeden Abend unter meinem Dach kleben, da so mühsam auf Fliegenfang gehen, anstatt einfach runter zu kommen und die massenweise herum krabbelnden Ameisen zu essen. Schmecken die nicht so gut? Lassen sie sich schlecht kauen? Kribbeln sie beim runterschlucken? Fragen über Fragen, die zeigen, dass unsereins ja so gar keine Ahnung hat von der Tierwelt hier. Und wie ist das mit den lustigen kleinen Krabben am Strand? (Oder sind es Krebse?) Was essen die überhaupt? Und wächst ihr kleiner Panzer eigentlich mit oder platzen sie gelegentlich aus ihm heraus, ähnlich wie Schlangen es tun? Und warum sind die eigentlich so lustig? Oft liege ich auf meiner Strandmatte und lache mich kaputt, weil die Krebse so aussehen wie Figuren in einem Computerspiel aus den 90ern. Sie bewegen sich in alle Richtungen ohne aber dabei den Kopf zu bewegen! Das heißt, wenn sie rückwärts laufen oder seitwärts oder vorwärts – immer kucken sie in die gleiche Richtung! Hin und wieder knicken sie ein Auge runter, was sehr lustig aussieht. Am liebsten kucke ich den Krabben-Krebsen dabei zu, wie sie Löcher buddeln. Es gibt zwei Techniken (ja, ihr seht, ich habe viel Zeit gehabt mich damit zu beschäftigen Zwinkerndes Smiley): Der Krebs krabbelt in sein bereits begonnenes Loch und kommt mit einem “Arm” voll Sand wieder heraus. Dann bewegt er sich ganz schnell und verteilt den Sand in der Gegend. Aber viel lustiger ist es, wenn er mit dem “Arm” voll Sand aus dem Loch kommt und ihn in hohem Bogen durch die Luft schmeißt! Und zwar so schnell, dass ich es kaum sehen kann. Beeindruckend.

Heute habe ich Bekanntschaft mit einer amüsanten Spinne gemacht (zum Glück draußen und nicht in meinem Bungalow). Sie war nicht sehr groß – sonst wäre sie wohl auch nicht amüsant gewesen – und schwarz-gelb (Alemania-Fan?). Sobald man sie mit Sand bewarf, streckte sie alle Beine gleichzeitig in die Luft, so richtig hoch nach oben! Das sah lustig aus! Und sie wurde auch nach zahlreichen Wiederholungen nicht müde. Merken, falls ich irgendwann mal einen Zirkus, wahlweise eine Tierhandlung eröffnen sollte.

Abgesehen von meiner Tierforschung, bohre ich gerne meine Zehen in den Sand und stelle Überlegungen zu seinen verschiedenen Farben und die unterschiedliche Beschaffenheit innerhalb einer kleinen Fläche an. Demnächst folgen Fotos und detaillierte Beobachtungen und Vermutungen. (Äh, kleiner Scherz, solch wichtige Informationen würde ich natürlich nicht kostenfrei ins Netz stellen.)

Ich mache den ganzen Tag nur, worauf ich Lust habe. Fotos machen gehört in den seltensten Fällen dazu (ihr kriegt aber trotzdem gleich ein paar). Stattdessen liege ich entweder am Strand und lese oder ich sitze auf der Terrasse meines Bungalows und lese oder ich sitze abends unter meinem Mückennetz und lese. Hin und wieder tausche ich Buch gegen Stift und Schreibblock und schreibe. Kommunizieren tue ich hingegen höchst selten länger als 1,3 Minuten am Stück und mein Rekord liegt bei geschätzten sechs Minuten. Nach etwa einem Monat ohne nähere Gesprächskontakte habe ich heute erstmals das Gefühl, dass eine etwas längere Unterhaltung auch mal wieder ganz schön wäre. Aber bitte nicht mit meinen Mit-Insulanern, die allesamt dem deutschsprachigen Raum entstammen und oft das (oder mein?) Klischee erfüllen. Wie kann man denn an solch einem paradiesischen Ort über das Schneechaos des letzten (oder von mir aus laufenden) Winters reden? Oder über Nierensteine und die Abneigung gegen Zäpfchen? Mein Lieblingsgespräch war aber das mit meinem Bungalow-Nachbarn. Ich ging rüber, um ihn zu fragen, ob er wohl sein Höckerchen braucht, weil ich nämlich in meinem Bungalow keine Sitzgelegenheit hatte. Nein, das brauche er selber, um seine Füße darauf zu legen. Na gut, ist ja legitim. Ich sage also um das Schweigen zu füllen “ich habe nämlich in meinem Bungalow nix zum sitzen”, darauf er voller Inrunst: “Ja, es ist echt beschissen hier”. Er meinte das ernst! Der Arme, ist ja auch blöd auf so ‘ner Insel hier in der scheiß-Sonne, während man zu Hause so schön in der Kälte sitzen könnte!

Ja so ist das mit meinem menschlichen Mitbewohnern. Die meisten sind aber recht entspannt und bestimmt waren alle, die hier sind, mal Hippies oder sind es immer noch ein bisschen (außer mein Nachbar, ist klar). Räucherstäbchen, in den Sand gemalte Yin-und-Yan-Zeichen, wallende Hosen und Röcke, Dreadlocks und jede Menge Tattoos, überdurchschnittlich häufig auch an Mitte-50jährigen, sprechen für sich.

Dann wäre da noch das Thema der seltsamen Tiere, die mich in meiner Hütte beehren. Nachdem ich auf dem Weg Horrorstories von Riesenkakerlaken und –spinnen auf der Nachbarinsel gehört hatte, erwartete ich das schlimmste. Glücklicherweise sind Riesenkakerlaken und –spinnen auf Ko Chang aber kein Thema. Es gibt andere komische Tiere, aber so langsam gewöhne ich mich ein bisschen an sie und ihre seltsamen Geräusche (ich sagte ein bisschen) und schlafe mittlerweile etwas ruhiger unter meinem Moskitonetz. Ziemlich erschrocken habe ich mich, als ich anfangs mal in meinen Bungalow kam und dort so etwas wie eine Riesenechse fand – wie aus dem Zoo! Aber es war nur ein Gecko und er war nett, er hieß Tom und erbot sich, meine Mücken und Fliegen zu essen, wenn er dafür hin und wieder auf mein Moskitonetz, wahlweise den Boden scheißen dürfte. Dieses attraktive Angebot konnte ich natürlich unmöglich ablehnen. Als ich umziehen musste, wollte ich ihn gerne mitnehmen, aber leider lehnte er ab. Was ich wirklich schade fand. Ohne ihn fühle ich mich ein bisschen einsam, aber jetzt habe ich etwas unter dem Dach, was alle paar Stunden ähnlich gackert wie ein Huhn. Ich hab keine Ahnung, was es ist, nur dass es kein Huhn ist, ist mir klar.

Gerade habe ich die zweite Kakerlake in meinem Zimmer (die fliegen!). Zum Glück ist sie aber ziemlich klein und ebenfalls zum Glück habe ich am ersten Tag eine sinnvolle Investition in eine Fliegenklatsche getätigt. Mit der habe ich auch die erste Kakerlake zu Brei geschlagen, die sich letztens hier rein gewagt hat. Jetzt muss ich das Vieh nur noch wiederfinden….

Faszinierend sind auch die Ameisen, die in meinem Bad ganze Festungen bauen und unglaublicherweise dabei den Sand, den ich hereingeschleppt habe, dafür nach Farben sortieren. Ihnen werfe ich alles getötete Getier zum Frass vor und innerhalb kürzester Zeit transportieren sie es ab. Ebenfalls sehr beeindruckend.

Ihr seht also womit ich mich hier so beschäftige Zwinkerndes Smiley Ich könnte euch noch viiiiiel mehr erzählen, aber ich befürchte, dass ihr eventuell nicht entspannt genug seid, um so etwas interessant zu finden Zwinkerndes Smiley Daher zeige ich euch lieber ein paar Fotos, damit ihr seht, wie es hier so ist:

Mein Bungalow.. sieht fast genau so aus. In dem hier war ich nur eine Nacht. Ich sehe und höre von meinem Bett das Meer, auch wenn ich bestimmt 20 Schritte machen muss, bis ich dort hin gelange Zwinkerndes Smiley. Er kostet luxuriöse 7,50€ pro Tag, Klopapier nicht inklusive.

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Mit diesem Bötchen ging’s mehr als eine Stunde über’s Wasser (ist etwas geräumiger als es aussieht, da ich es von oben fotografiert habe, bevor ich auf einer Holzlatte hinüber balanciert bin):

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So sieht’s in Küstennähe aus:

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Ko Chang – als mir klar wurde, dass ich in den Lebensraum des Getiers eindringe und nicht die Viecher in meinen:

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Die Sicht von der Terrasse meines Bungalows:

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Strand:

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Entspannungs-Utensilien (warum fehlt mein Buch eigentlich?):

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Und:

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Was noch ganz lustig ist, ist die “Brücke”, die von meiner ersten Unterkunft zum Strand führte:

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B.S. aus A.: Hat offenbar alles richtig gemacht.

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Ach ja, ist klar, dass die Sonne vor meiner Nase im Meer untergeht, ne? Zwinkerndes Smiley Meistens bürste ich mir zu der Zeit gerade auf meiner Terrasse die frisch gewaschenen Haare.

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Und damit gute Nacht, denn gleich wird mein Strom abgestellt. Den gibt’s hier nämlich nur zwischen 18 und ca. 22.30h. Und das ist gar nicht schlimm Smiley



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4 Antworten zu “Inselleben – die totale Entspannung”

  • norma sagt:

    es ist sooo spannend. Toll was du alles in der Kleintierwelt beobachtest hast. Wussten wir doch alle nicht. Haben wohl in der Schule nicht aufgepasst……..

  • Bella sagt:

    Hui, schön, dass das jemand außer mir spannend findet! 😉 Ich komme mir schon ein bisschen so vor als würde ich auf Opas Spuren wandeln!!!!! Aber so weit wird’s dann wohl doch nicht kommen 😉 Besitos

  • Sven sagt:

    Wo liegt denn diese Insel im Süden? Finde immer nur die große Insel rechts unterhalb von Bangkok!?!

  • Bella sagt:

    Hallo Sven, das kleine Ko Chang liegt bei Ranong, ziemlich nah an der Grenze zu Myanmar im Süden. Von Ranong aus sind es 1,5 Stunden mit dem Boot.
    LG

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