Der Sonnentag war aber dann auch wirklich perfekt und ich habe ihn natürlich genutzt, um die Stadt kennenzulernen. Den restlichen sechs Regentagen habt ihr die Blogeinträge der letzten Woche zu verdanken .
Haifa ist die einzige wirklich israelische Stadt, die ich besucht habe, wie mir später auffiel. Tel Aviv zählt ja kaum, denn davon haben wir fast nichts gesehen, weil wir nach Jerusalem weiter wollten. Eigentlich hatte ich vor, nach Haifa noch ein paar Tage in Tel Aviv zu verbringen, ist ja immerhin die Hauptstadt, aber das Regenwetter hat mich aus dem Land gejagt. Aber ich glaube auch nicht, dass ich soooo viel verpasst habe.
Und Jerusalem ist ja nicht gerade eine typisch israelische Stadt, denn irgendwie ist dort alles anders und sowieso ist sie ja eeeeigentlich nicht nur israelisch. Wie auch immer, in Haifa fiel also erst mal auf, dass hier keine schwer bewaffneten Soldaten rumlaufen. Die wenigen Soldaten, die ich gesehen habe, waren offensichtlich gerade nicht im Dienst und trugen auch keine Waffe.
Außerdem fiel nach Jerusalem auf, dass hier so gut wie keine ultraorthodoxen Juden unterwegs waren. Ich habe nur ein oder zwei Mal ein kleines Grüppchen gesehen. Ansonsten sieht man höchstens mal eine Kippa, aber auch die tragen nicht besonders viele. Was aber auch auffiel: Alles voller Russen hier!!!!! Dazu kam, dass ich offensichtlich im russischen Viertel gelandet war. Russische Geschäfte, russische Lebensmittel (Wodka!!!!), ein russischer Besoffski und russische alles. Sie wirkten auch nicht so als seien sie aus religiösen Gründen hergekommen. Eher machte es den Eindruck als hätten sie als Juden die Möglichkeit, ihrem wirtschaftlich wohl nicht ganz so tollen Land zu entkommen und sich in einem fortschrittlichen Industrieland anzusiedeln, in dem es gute Arbeitsmöglichkeiten usw. gibt. Also eher pragmatische als emotionale oder eben religiöse Gründe, so zumindest mein Eindruck.
Haifa ist eine echt schöne und in großen Teilen auch sehr gepflegte Stadt direkt am Mittelmeer. Die Stadt zieht sich an einem Berg hoch, von dem aus man eine wirklich supertolle Aussicht hat. Erst muss man aber dort hin kommen und zwar mit der “Metro”, die sich als unterirdische Seilbahn raus stellt!! Hatte ich echt noch nie gesehen. Irgendwie war die Bahn auch süß, denn sie hatte nur fünf oder sechs Stationen, hihi. Witzig ist auch, dass die Wagen der Bahn drinnen Stufen haben, weil die ganze Bahn ständig bergauf bzw. bergab fährt, sie ist also am Hang gebaut. Hm, etwas schwer zu beschreiben (und die Fotos sind nicht wirklich aussagekräftig), ich hoffe also ihr versteht mich auch so…
Wie auch immer, die Aussicht war supi:
Die Farbe des Himmels!!!!!
Und ich – mal wieder happy . Na, gehört sich ja auch so, wenn man auf Reisen ist
Ganz schön grün hier:
Und lustig geformte Bäumchen gibt’s:
Die Hauptattraktion in Haifa sind die Gärten der Bahai. Die Bahai sind eine relativ junge Religionsgemeinschaft, die ihren Ursprung im 19. Jahrhundert hat. Wenn ich so in meinem Reiseführer lese, woran die Bahai glauben, sind sie mir recht sympathisch: Neben der “Anerkennung der Einheit Gottes und der seiner Propheten” (was auch immer das genau bedeuten soll) streben sie nach harmonischen Beziehungen zwischen Rassen und Religionen, wollen gleiche Rechte für alle sowie die Gleichstellung der Geschlechter, sind für Einehe, Schulpflicht und universelle Erziehung und – irgendwie lustig – für eine universelle parlamentarische Regierung. Aha. Wichtige Aufgabe ist die Suche nach der Wahrheit (immer gut, wenn auch nicht immer einfach, siehe zaratustrische Religion) und die Verurteilung aller Arten von Vorurteilen (diese Formulierung stammt nicht von mir ). Wichtiges Mittel für all das ist die Wissenschaft.
Sympathischerweise haben die Bahai weder geistliche Ämter noch Rituale. Eine Religion also, mit der man sich anfreunden kann . Allerdings frage ich mich schon ein bisschen, was eine Religion ausmacht, wenn sie keine Rituale hat, aber naja, das soll hier nicht mein Thema sein. Es sei noch erwähnt, dass die Bahai immerhin eine heilige Schrift haben.
Wenn ich es richtig verstanden habe, stammte der Begründer der Bahai-Religion aus dem Iran, wo er aber verfolgt wurde, bis er schließlich in die Türkei und dann nach Akko (bei Haifa) verbannt wurde. Ich muss zugeben, ich steige nicht ganz durch bei den Begründern, jedenfalls ist eine wichtige Person hier in Haifa beigesetzt. Sein Grab liegt im Kuppelbau, der inmitten der 18 Gärten liegt (ich weiß, auf dem Foto sieht es aus als läge er am Ende, aber ist nicht so).
Schööööön:
Wer jetzt – wie ich – dachte, man könnte schön durch die Gärten streifen, hat falsch gedacht. Der Zugang ist an drei Stellen erlaubt, einmal oben, einmal in der Mitte und einmal unten. Man dringt aber nie mehr als nur ein paar Meter vor. Naja, schön ist’s trotzdem! Bevor es reingeht, werden die Taschen kontrolliert, man wird darauf hingewiesen, dass man nicht essen, nicht rauchen und nicht Kaugummi kauen darf. Und natürlich sind folgende Regeln zu beachten. Wem fällt was auf?
Ist man erst mal drinnen, darf man Fotos wie diese hier machen:
Auf der Suche nach dem nächsten Eingang zeigen sich die Gärten aber auch von außen sehr schön: Eine Blumenwand! Die Israelis sollten mal ihre Mauer so schmücken, vielleicht fände sie dann größere Akzeptanz..
Und hier die Sicht vom unteren Teil des Gartens (an dieser Stelle kam mir die Sonne etwas in die Quere und man sieht nicht soo viel… Oder ist das ein Zeichen, dass die Bahai-Religion die Erleuchtung bringt? ):
Zu essen gab’s:
Seeehr lecker, alles unterschiedlich gefüllt. Am besten waren diese Kügelchen, die waren nämlich mit einer Olivenpaste inklusive einer Olive gefüllt. Mjam!!!!!
Geht man dann mal in andere Ecken der Stadt (in die Nähe der Küste), sieht alles schon sehr mediterran aus.. Fast wie in Barcelona oder so! Nur die Schilder sind auf Hebräisch
Und dann: eeendlich das Meer! Ok, sieht genauso aus wie an hunderttausend anderen Orten dieser Welt, aber schööööööööööön!!!!
Also das Fazit: Haifa ist schön und bestimmt eine Reise wert. Aber: es ist längst nicht so aufregend und interessant wie Jerusalem!!!!
Ach übrigens: Ich hab ja vor einiger Zeit mal eine Hausarbeit über den Libanonkrieg 2006 geschrieben. In Haifa hab ich jemanden kennengelernt, der als Soldat dort war Irgendwie seltsam… Man vergisst so schnell, dass auch Leute in unserem Alter hier Kriegserfahrung haben… Leider konnte ich mich nicht länger mit ihm unterhalten, aber beeindruckt hat mich das trotzdem. So krass irgendwie…
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