Ich habe ja irgendwann mal in einem Nebensatz geschrieben, dass die Israelis das rassistischste Volk sind, das ich je besucht habe. Das will ich nicht unbegründet stehen lassen. Klar sollte auch sein, dass ich von meinem Gesamteindruck rede. Ich weiß schon, dass nicht alle so sind und ich bin so froh, dass ich durch Tali (bei der ich gecouchsurft hab) einige dieser Israelis kennengelernt habe.
Schon im letzten Artikel habe ich über die Zertifikate geschrieben, die bestätigen, dass in einem Geschäft keine Araber arbeiten. Quasi araberfreie Zone, der rechte Israeli kann dort beruhigt einkaufen.
Silvester war ich mit Tali unterwegs. Wir wollten uns in einem Pub mit einem ihrer palästinensischen Freunde treffen. Nachdem wir am Türsteher vorbei sind, sagt Tali mir, dass sie diesen Ort hier mag, weil sowohl Israelis als auch Palästinenser herkommen. “Not all pubs in Jerusalem would welcome Arabs”. Ein paar Minuten später erhält Talis palästinensischer Freund einen Anruf von (arabischen) Freunden, die vor dem Pub stehen und nicht rein kommen. Wie gehen vor die Tür, um zu sehen, was los ist. Die Türsteher sagen, es sei voll und die Jungs könnten deshalb nicht rein. Im gleichen Moment lassen sie aber blonde Mädels rein. Wir entscheiden, die Location zu wechseln.
Tali erzählt, dass sie mal in einer Disco oder sowas gearbeitet hat, wo sie am Eingang die Taschen kontrolliert hat. Sie hatte klare Anweisungen, keine Araber rein zu lassen. Da sie aber nun mal ist, wie sie ist, hat sie den zwei oder drei Palästinensern, die kamen, den Zugang nicht verwehrt. Als ihr Vorgesetzter das erfahren hat, musste sie ihren Posten räumen.
Aber der Rassismus richtet sich nicht nur gegen die Palästinenser. Je mehr ich erfahre, desto mehr habe ich das Gefühl, die Israelis wollen wirklich einen jüdischen Staat, ich meine einen Staat, in dem ausschließlich Juden leben. Wie schon an anderer Stelle geschrieben finde ich es verständlich, dass sie ihren eigenen Staat wollen. Aber warum können nicht auch nicht-jüdische Menschen dort leben, solange sie sich anpassen?
Unter dem Rassismus der Israelis leiden beispielsweise die Beduinen, die seit hunderten von Jahren auf heute israelischem Gebiet mitten in der Wüste leben, ihre Bäumchen pflanzen, davon leben und niemanden stören. Ein prominenter Fall ist der von Al-Araqueeb, einem Dorf in der Wüste, das die Israelis mittlerweile mehrmals dem Erdboden gleich gemacht haben. Jedes Mal kehren die Bewohner zurück und bauen (durch Freiwillige unterstützt) ihre Häuser wieder auf. Jedes Mal rücken die Israelis wieder mit ihren Bulldozern an und reißen alles nieder. Aber nicht nur die Häuser werden demoliert, sondern auch die Olivenbäume der Beduinen wurden aus dem Boden gerissen. Stattdessen wollen die Israelis Bäume pflanzen, die keine Früchte tragen, um das israelische Waldgebiet zu erweitern. Mitten in der Wüste. Wald. Genau an dem Fleck, wo die Beduinen sind. Spinnen die oder was?!
Wer ein bisschen mehr lesen will:
CNN: http://articles.cnn.com/2010-08-10/world/israel.village.razed_1_bedouin-village-israeli-police-razes?_s=PM:WORLD
http://www.facebook.com/notes/recognition-now-הכרה-עכשיו-الاعتراف-الان/jewish-national-fund-bulldozers-systematically-destroyed-the-village-of-al-araqe/133566960064050
Übrigens (ich habe es nicht überprüft) habe ich gehört, dass Nicht-Juden nicht nach Israel einwandern können (Ausnahmen sind wohl Studenten, die nur vorübergehend kommen). Ich würde tippen, Israel ist das einzige Land der Welt, in dem die Einwanderung radikal von der Religionszugehörigkeit abhängig gemacht wird. Bescheuert. Oder vielleicht ist die Situation in Saudi-Arabien ähnlich.
In diesem Zusammenhang noch ein schönes Foto, das zumindest ein bisschen Hoffnung gibt und erstaunlicherweise in einem ultraorthodoxen jüdischen Viertel entstanden ist:
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