Shiraz – 1. Teil

2 11 2011

So, am besten gewöhnt ihr euch direkt an die unkreativen Titel, denn mir fallen einfach keine besseren ein Zwinkerndes Smiley

Shiraz…. Tatsächlich haben ohne Ausnahme ALLE Iraner, die ich in den letzten Wochen gefragt habe, mir gesagt, die für sie schönste Stadt im Iran sei Shiraz. Die Stadt sei wunderschön und die Leute seien so uuunglaublich nett! Hier schon einmal mein Fazit: Shiraz ist schön, aber soooo toll ist es nun auch wieder nicht. Esfahan fand ich zum Beispiel schöner. Und die Leute… ja, die sind schon nett, aber waren sie woanders auch. Worin Shiraz bisher aber Spitzenreiter ist, ist die Aufdringlichkeit der Männer. Kaum zu glauben, aber wahr. Shiraz ist eine sehr liberale Stadt und wie mir gesagt wurde, lassen sich die Leute hier nichts gefallen, sondern machen einfach (mehr oder weniger) was sie wollen. Vielleicht liegt es daran, dass mich die Männer hier so genervt haben wie nirgendwo anders bisher. In Esfahan zum Beispiel haben sie auch gekuckt, ist ja auch ungewöhnlich, dass eine junge, wuuuuunderschöne und sympathisch aussehende Zwinkerndes Smiley offensichtlich europäische Frau allein durch die Gegend läuft. Aber irgendwie haben sie nett gekuckt und außerdem bin ich sowohl Männlein als auch Weiblein aufgefallen.

Aber in Shiraz war es wirklich unangenehm, ein Mann hat mich am helllichten Tag so lange im Auto und zu Fuß verfolgt, bis ich schon fast Angst bekam (konnte ihn aber dann abschütteln), andauernd hielten Autos neben mir und irgendein Typ quatschte mich voll… Also nicht sehr angenehm. Damit bestätigte sich mein erster Eindruck, denn als ich am Donnerstag ankam und eine Runde gegangen bin, habe ich mich nicht besonders wohl gefühlt, erst recht nicht, als es langsam dunkel wurde.

So, genug gejammert über die Männerwelt, ein paar habe ich dann doch noch gefunden, die nett waren. Und damit los:

An meinem ersten Tag war mir nicht nach Sightseeing, sondern nach Buch lesen im Grünen und so bin ich in eine Mischung aus Park und botanischem Garten gegangen(Eram Garden). Mittendrin steht ein wunderschöner Palast, den man nicht besichtigen kann, worüber ich aber ganz froh war, denn so kam ich nicht in den Buch vs. Sightseeing-Konflikt Zwinkerndes Smiley

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Und die Sicht vom Palast aus:

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Leider wurde ich um 13h mit Trillerpfeifen aus dem Park verjagt. Verstehe ich nicht, warum so ein Park Mittagspause machen muss. Aus Zufall bin ich dann im Azadi-Park gelandet, dem größten Park in Shiraz, in dem sämtliche Familien mit Kind und Kegel, mit Picknick, Federball und Fahrrad ihr Wochenende genossen. Nach einer kurzen Weile sprach mich ein sehr lieber älterer Herr an, der unbedingt in 2 Jahren (wenn er in Rente geht) nach Deutschland kommen möchte und deshalb gerade ein bisschen Deutsch lernt. Mit ihm habe ich dann den Rest des Nachmittags im Park verbracht und später hat er mich dann, bevor er mich zum Hotel gebracht hat, noch auf eine Art Eis eingeladen: gefrorenes Reismehl in Form von ganz dünnen, kurzen Nudeln. Dazu gibt’s Zitronensaft, um die Quietschsüße zu überdecken oder zu ergänzen, wer weiß das schon Zwinkerndes Smiley Es ist jedenfalls meeeeegasüß und nicht wirklich mein Lieblingsessen Zwinkerndes Smiley

Leider hat der nette Mann seine Augen auf unserem Erinnerungsfoto geschlossen, aber ich möchte ihn euch trotzdem nicht vorenthalten, denn er war wirklich sehr lieb:

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Als er mich dann zwischendurch kurz verließ, um Tee zu holen, sah ich mich plötzlich von fünf Mädels umringt, alle um die 15 glaube ich, die ganz begeistert auf mich einredeten, haha. Sie waren wirklich süß und so haben wir uns eine Weile “unterhalten” und uns gegenseitig bestaunt Zwinkerndes Smiley

Hier ein paar Fotos, damit ihr seht, wie das iranische Volk seine Wochenenden verbringt:

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Sogar die Wehrdienstleistenden sitzen oder liegen hier in ihrer Uniform rum, was mich ziemlich erstaunt hat. Ich dachte, die Uniform darf man nur im Dienst tragen?!

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Überrascht war ich auch darüber, wie viel Sport hier gemacht wird: Fußball, Fahrrad, Volleyball, Federball, Inline Skates, Jungs, die Saltos und andere solche Dinge üben… Und nicht nur die Jungen spielen, sondern auch die Mädels:

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Gezeltet wird hier übrigens auch. Jeder schlägt sein Zelt auf, wo er will und bleibt da ohne für irgendwas zu bezahlen – fast wie in Deutschland Zwinkerndes Smiley

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Am nächsten Tag hatte ich dann wieder Lust auf Sehenswürdigkeiten und bin losgezockelt. Erstes Ziel war die Vakil-Moschee, die direkt neben dem Bazar liegt (daher auch die Teppiche). Wenn ich diese Bilder sehe, denke ich: Mann, ich bin echt im Iran!!!!!!

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Wunderschön und unglaublich detailliert:

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Übrigens, um mal ein bisschen kulturelles Wissen einzuschieben: Die meisten Moscheen hier haben so ein Portal wie auf den ersten Foto. Wenn man dort hindurch geht, tritt man auf einen großen Hof, in dem es meistens (oder immer?) ein Wasserbecken gibt. Auf dem zweiten Bild sieht man eins der sogenannten Iwane (ja, mit w). Es gibt Moscheen mit nur einem Iwan, mit zwei oder vier Iwanen. So richtig hab ich das noch nicht kapiert, ich glaube manche sind nur zum Schmuck da, von anderen gehen die Gebetsräume oder sonstiges ab.

Ich habe auch gelernt, dass die Sunniten meist Moscheen mit mehreren Minaretten bauen (wie z.B. die Hagia Sofia oder die blaue Moschee in Istanbul, die ja viele Minarette haben). Die schiitischen Moscheen (Iran ist ja schiitisch) hingegen haben eigentlich immer zwei Minarette, auf denen oft die “Hand der Fatima” steckt, das Symbol der Schiiten.

Die persischen Moscheen (ab dem 11. Jahrhundert, so mein Reiseführer) haben zudem meistens einen überkuppelten Gebetsraum. Die Vakil-Moschee bildet da aber ausgerechnet eine Ausnahme (genau so wie sie keine richtigen Minarette hat) und daher hätte ich mein Wissen vielleicht besser im Zusammenhang mit einer repräsentativen Moschee untergebracht Zwinkerndes Smiley Aber egal, ihr wisst jetzt Bescheid!! Zwinkerndes Smiley

Über den Ursprung der Minarette habe ich auch noch etwas interessantes erfahren: Sie waren nämlich vor vielen Jahrhunderten als Art Leuchtturm in der Wüste gedacht und dienten Karawanen und anderen Reisenden zur Orientierung. Wieso und wie genau sie aber dann später in die Moscheen integriert wurden, weiß ich leider nicht, aber das könnt ihr ja vielleicht auch selbst mal nachlesen – und mir dann erzählen Smiley

Also weiter mit mir und der Vakil-Moschee:

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Dann ging’s weiter in ein Hammam, also ein Badehaus:

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Mir wurde erzählt (weiß nicht, ob es wirklich in diesem Hammam war oder in einem anderen, meine Quelle war nur so halb zuverlässig), dass es hier ein riesiges Wasserbecken gab, in dem das Wasser mit einer einzigen Kerze erwärmt wurde. Tatsächlich konnte diese Kerze durch eine spezielle Konstruktion die riesige Wassermenge erwärmen! Dann kamen irgendwann die Amis und wollten das untersuchen – ups, kaputt! Kann man also jetzt nicht mehr bestaunen, dank den Profi-Forschern aus Amerika..

Anschließend bin ich in den Bazar gegangen, der an diesem Eingang der Teppich-Bazar ist.

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Daran schließt sich der Stoff-Bazar an, der mal wieder eindrucksvoll die iranische Vorliebe für Jingely-Bingely belegt!!

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Wer etwas sieht, was nicht glitzert und zum Verkauf steht, hat gewonnen!!

Im Bazar habe ich – neben haufenweise Schmuck und Souvenirs (Mitbringsel für “meine” Familie in Tehran) – auch noch einen netten jungen Mann aufgegabelt, der mir an diesem und am nächsten Tag Shiraz gezeigt hat, wirklich sehr nett.

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Er hat einen schönen Laden (wie man auf dem Foto sieht) und hat mich über gute und schlechte Qualität, Touri-Preis, Iraner-Preise und Rosenwasser aufgeklärt (letzteres trinkt man mit Wasser, Eisklötzen und ein bisschen Zucker, wirklich sehr lecker und erfrischend!). Ich muss gestehen, der Hauptgrund, dass ich auf sein Angebot, mich zu begleiten, eingegangen bin, war, dass ich dachte, so kann ich mir die aufdringlichen Männer vom Hals halten. Hat wunderbar funktioniert und außerdem war er eine nette und geduldige Begleitung! Smiley Klar, dass ich auch bei ihm eingekauft hab – natürlich zum Mega-Sonderpreis Zwinkerndes Smiley

Im Laufe der nächsten zwei Tage habe ich gefühlt 100 Moscheen gesehen, alle wunderschön, aber ich zähle sie trotzdem nicht einzeln auf, sondern zeige euch hier nur das Highlight (eigentlich gar keine richtige Moschee, sondern eine Religionsschule):

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Wunderschön war auch dieser Stadtpalast aus dem 19. Jahrhundert:

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Das kleine blau-weiße da bin ich. Da sieht man mal, wie groß das ist!! Diese Säulenhalle hat die für Iran typische Spiegel-Architektur, die mich jedes Mal auf’s Neue fasziniert und die ein Foto niemals richtig wiedergeben kann! Ich versuche es aber trotzdem immer wieder… (Diese Holzschnitzereien sind übrigens auch sehr typisch, auch sehr schön, aber nicht annährend so faszinierend.)

Die Decke:

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Ein Teil der Wand und der Decke:

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Also ihr seht richtig: Da gibt es große Spiegel und alles drum herum sind mini-kleine Spiegel-Stückchen, die zu Bildern wie diesem zusammengesetzt werden:

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Wie mir erklärt wurde, ist diese wunderschöne Art der Architektur, die auch in vielen Moscheen und insbesondere Heiligtümern (Grabstätten) verwendet wird, aus der Not heraus entstanden: Für die Konstruktion des 40-Säulen-Palasts in Esfahan wurden viele, viele Spiegel in Venedig bestellt. Dumm nur, dass es zu der Zeit offensichtlich noch keine Luftpolsterfolie gab und die Spiegel völlig kaputt den Iran erreichten (hätte man ja eigentlich auch mit rechnen können, aber naja..). Was sollte man also machen mit diesem teuren Scherbenhaufen? Riiiichtig… Ein Hoch auf den, dem das eingefallen ist, denn es ist so wunderwunderschön!! Im 40-Säulen-Palast sieht man, dass die Spiegel-Ornamente oder wie sie heißen noch recht grob sind. Mit der Zeit wurden sie feiner und detaillierter wie eben hier.

Erstaunlich an diesem Palast sind auch die Wand- und Deckenbemalungen im Obergeschoss, denn sie sind total europäisch! Kleine Kirchen und sogar leicht bekleidete Frauen sind haufenweise zu erkennen. Ein Wunder, dass sie nach der Revolution (oder vorher irgendwann) nicht heruntergekratzt, sondern sogar restauriert wurden.

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So, nach so viel komprimiertem Wissen und Sightseeing habe ich jetzt großen Hunger und werde speisen gehen. Wie es weiter geht in Shiraz, ob ich Persepolis atemberaubend fand (ihr dürft Tipps abgeben) und ob ich demnächst doch lieber mit einer deutschen Reisegruppe eine einwöchige Tour durch den Iran mache, erfahrt ihr in der nächsten Folge Zwinkerndes Smiley

Zum Abschluss noch ein Foto meiner wunderschönen Person – der Hintergrund ist natürlich auch nicht zu verachten Zwinkerndes Smiley

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Danke! Und Organisatorisches..

1 11 2011

Juhu! Danke für eure vielen Kommentare und die positive Reaktionen auf den Blog!! Habe mich seeeeehr darüber gefreut, was mich natürlich motiviert, weiter (hoffentlich) schöne Berichte zu schreiben! Smiley Also bitte auch weiter Rückmeldungen geben. Ihr dürft natürlich auch Fragen stellen oder Anregungen geben Smiley 

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